Der Begriff „Ökonomie“ leitet sich von zwei altgriechischen Wörtern ab: oikos (Haus, Haushalt) und nomos (Lehre, Gesetz). Die Ökonomie ist also die Lehre vom guten Haushalten. Entsprechend definieren Ökonominnen und Ökonomen ihr Fachgebiet übereinstimmend als „Lehre von der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse“. Denn beim Haushalten, also beim Wirtschaften geht es darum, dass alle bekommen, was sie zum Leben brauchen. Alle: das sind heute ungefähr sieben Milliarden Menschen, die zusammen mit unzähligen anderen Lebewesen den verletzlichen Lebensraum Erde bewohnen, den einzigen Lebensraum, der uns gegeben ist. Der blaue Planet soll auch noch zukünftigen Generationen ein Leben in Würde und Freude ermöglichen.
Perspektivenwechsel: eine care-zentrierte Wirtschaft
Wer heute das Wort „Ökonomie“ hört, denkt allerdings spontan eher nicht ans Kochen, Waschen, Putzen und Pflegen im Haushalt, sondern ans Geld und an die Mechanismen von Kaufen und Vermarkten. Zwar ist die unbezahlte Care-Arbeit in Privathaushalten laut Bundesstatistik der grösste Wirtschaftssektor; im Bruttosozialprodukt kommt sie jedoch nicht vor. Entsprechend kümmern sich Wissenschaft, Medien und offizielle Politik wenig um die Frage, was Menschen weltweit wirklich brauchen. Stattdessen spricht man vom Geld, als sei es unser wichtigstes Lebensmittel. Das muss sich ändern. Denn mit der Welt, die vom Geld regiert wird, steht es nicht zum Besten. Unser aller Fürsorgeabhängigkeit muss wieder in die Mitte der Ökonomie rücken. Und gleichzeitig unsere Freiheit, die Welt so zu gestalten, dass alle bekommen, was sie zum guten Leben brauchen. Ein Paradigmenwechsel hin zu einer care-zentrierten Ökonomie ist notwendig.
Synodaler Prozess
Die siebte Frauensynode versteht sich als synodaler Prozess in Richtung auf eine Ökonomie, die diesen Namen verdient: eine Wirtschaft, die unser aller Bedürftigkeit und unser freies Sorgen füreinander und für den Lebensraum Welt in die Mitte nimmt. Die Anerkennung von Care-Arbeit als Wirtschaft ist dafür ein wichtiger Schritt. Aber es geht um mehr: Wirtschaft in allen ihren Dimensionen wird wieder Lehre und Praxis vom Haushalten: vom Welt-Haushalten!
Im Jahr 2018 liegt der Schwerpunkt bei der Konsolidierung und Vernetzung. Die Planung von Aktivitäten im Rahmen von "Frauensynode 2020" steht im Jahr 2019 an. Während des gesamten Zeitraums bis 2020 wird es vielfältige regionale Informations- und Gesprächswerkstätten in der ganzen Schweiz geben. Gebündelt und bekanntgegeben werden alle Anlässe, samt entstehendem Informations- und Bildungsmaterial, auf der Webseite www.frauensynode.ch. Angesprochen und zum Mitmachen eingeladen sind Frauen* und Männer* aus allen möglichen Lebens- und Arbeitsbereichen, die sich nach einem guten Zusammenleben sehnen und konstruktive Beiträge dazu leisten wollen.
Zum Weiterlesen
Wirtschaft ist Care oder: Die Wiederentdeckung des Selbstverständlichen
Die Ökonomie ist zu einer Art Leitwissenschaft geworden, aus der viele Menschen ihre Anschauungen über "normal" und "richtig" beziehen, über den Wert von Beziehungen und Tätigkeiten. Doch ausgerechnet diejenigen Massnahmen zur Bedürfnisbefriedigung, die immer noch von viel mehr Frauen als Männern gratis in so genannten Privatsphären geleistet werden, kommen in der Wirtschaftswissenschaft gar nicht oder nur verzerrt am Rande vor. Welche Folgen hat diese Auslassung?
Zur Beantwortung dieser Frage unternahm die Theologin und feministische Querdenkerin Ina Praetorius in ihrem Essay "Wirtschaft ist Care" eine Reise durch die Ideengeschichte des Abendlandes und zeigt die Ursprünge und Wirkungsweisen der tiefen Verwurzelung einer ungerechten, zweigeteilten Ordnung in unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsorganisation nach.
Download des Essays in deutsch, italienisch, englisch